Allein in der Sahara Als ich meinen Einzelkämpfer abstellte glaubte ich nur einige Meter neben der Piste zu parken. Aber bald bemerkte ich es war nicht nur eine Piste - ich stand genau mittig zwischen zwei. Aber es war nicht viel Verkehr und ob sie mich sahen - ich weiß es nicht. Auf jeden Fall war es wieder eine angenehme Nacht. Durch den nahen Atlantik ist die Luft viel frischer und der Wind angenehm. Ich genoss das Gefühl nach langer Zeit wieder mal zu frieren.  
Früh bei Zeiten ging es trotzdem los. Es erwartet mich nun ein Track nach Norden und der ließ mich nichts gutes erahnen, da ein Polizist bei meiner gestrigen Befragung nach dem Weg meinte, ein Land Cruiser bräuchte 20 Stunden bis Nouadhibou. Und die ersten 20 km wollten das bestätigen, den es war die buckligste Wellblechpiste die ich bisher drüber mußte. Auch mit 80 kmh hatte man nicht das Gefühl ruhig zu fahren.

Es war sandig und nur noch trocken und harte Gräser bzw. klein Büsche wuchsen hier. Bald kam ich an den Atlantik. Ab und zu ein kleines Dorf, aber dazwischen viele Zelte der Fischer. 

Die Pisten verzeigen immer wieder. Aber sie führen alle zum gleichen Ziel und man hat ständig eine Auswahl von verschiedenen Wegen mit augenscheinlich unterschiedlicher, aber eigentlich gleicher Qualität. In Tiouilit hatte ich dann das Gefühl mich verfranzt zu haben. Statt nordwärts ging es ostwärts und fuhr so zurück. Die Polizei half mir und empfahl einen anderen Weg. Jedoch fragten sie skeptisch, ob mein Samurai den schaffen würde. Ich solle die nächsten 60 km am Strand fahren. Dies sei der beste Weg. Nun schaffen wird er es. Aber so richtig mein Ding ist es nicht. Doch es kamen einige Autos und gar ein Truck vom Strand hoch gefahren, so daß ich den besseren Weg dann ebenfalls vorzog. 

 

Nach dieser idyllischen Strandfahrt kam ich nach Nouamghar. Tankte noch mal für die Weiterfahrt auf und zog weiter. Frohen Mutes des bisherigen doch unproblematischen Streckenverlaufes. Querte den Parc National du Banc d'Argult. Die Piste verläuft direkt neben großen Buchten. Und die sind ein Vogelparadies. So sammelten sich nach dem Ufer Flamingos, Pelikane und viele andere Vögel. Jedoch zu scheu für meine Kamera und wollte ich näher kommen wahrten sie immer die gleiche Distanz.

Nach 40 km verschwand ich in das Landesinnere und die gut zu befahrene Piste war ebenfalls weg. Es wurde wieder sandig. Und mit 20 kmh quälte ich den Jeep hindurch. Eigentlich sah ich bloß noch eine Spur. Bin ich richtig? Ich zweifelte. Fuhr zurück und konnte mir nur sagen - der Weg ist richtig. Also wieder los. Ja und beim zweiten Mal schaffte ich es. Oder besser - schaffte ich es nicht mehr. Ich steckte fest. Die Räder wollten nur noch weiter nach unten und nicht nach vorn. Ohne die Situation groß ausmalen zu müssen wird jeder wissen was als erstes über die Lippen kam. Es war Mittag. Die Sonne begann ihr Bestes zu geben. Ich glaubte nicht an einem vorbeikommenden Helfer und den letzten Menschen sah ich vor 40 km. Nun, so konnte ich die Räder nur freischaufeln und sehen wie ich allein zurecht komme. Nach dem ersten misslungenen Versuch hatte ich dann Erfahrung und kam mit großer Erleichterung frei. Hing aber 20 m später wieder fest und glaubte nun zu wissen, warum man 20 Stunden für die Tour braucht. Meine wichtigste Frage war, die mir keiner beantworten konnte, geht es die restlichen 300 km so weiter. Es kamen wieder die Zweifel an der Richtigkeit des Weges. 5 km weiter kam ich in ein kleines nomadisches Zeltdorf. Sah keinen Mann und fragte die einzig sichtbare und ansprechbare Frau nach dem Weg. Sie bejahte. Ich glaubte jedoch, sie hätte die gleiche Antwort auf jede Frage gegeben und schaute mir skeptisch den weiteren Wegeverlauf an. Sah dann einen Mann und fragte den. Der nahm mich nach einigem verständnislosem Hin und Her an die Hand und führte mich auf den Track per Fuß und ich solle dieser Spur hinterher fahren. Gerade wollte ich los, als irgend jemand, wie schon so oft, verständnisvoll seine schützende Hand über mich legte und einen Land Cruiser vorbei schickte. Die Rettung war da und ich konnte hinter her fahren. Ich brauchte noch mal Benzin und wollte nach Chami - sie auch. Ich fragte sie noch, ob die ganze Strecke so sandig wäre und sie meinten ja, das ist die Sahara hier. Sie nahmen natürlich einen ganz anderen Weg und es ging quer durch den Wüstensand der Sahara. Aber schon bald verließen wir diesen feinen fließenden Sand und wir kamen wieder auf sandige aber feste Pisten. Bei einer kleinen Pause bot mir einer der beiden ein Deal an - ich solle ihn nach Marokko rüber bringen und wieder zurück. Ich weiß nicht für was, aber zweimal illegal durch das Minenfeld und auch ohne dem - nein Danke, für kein Geld der Welt. Beleidigt und verständnislos wendeten sie sich ab. Nach 70 km hielten sie an und sagten, ich sei da. Mitten in der Wüste. Wollten ihr Bakschisch, am besten mein Schlafsack oder andere mir teure und am Herzen liegende Dinge in meinem Jeep, und der Eine zeigte in eine Richtung, genau nach Ost, geradeaus in die Wüste, und meinte, immer gerade aus und nach 15 km kommt Chami. Kein Track nur Sand sah ich. Nun ich als OL-er weiß was auf 15 km 1° Abweichung seiner gezeigten Richtung ausmacht. Aber was sollte ich machen und stand bald allein mitten in der Wüste. 

Was tun? GPS wieder an und bin erst mal losgefahren. Sah natürlich nach 15 km kein Chami. Nach 17 km kam fand ich einen vom Sande verwehten 100 m breiten Track in Nord-Süd-Richtung. (Track ist hier: teilweise markierte Piste und es ist eine Fläche auf der sich die Fahrspuren häufen, also nicht so was wie bei uns ein Karrweg) Im Süden vermutete ich Chami. Gab aber nach 10 km auf. Später stellte ich jedoch fest, die Vermutung war richtig. Die beiden haben mich aber für ihre angezeigte Richtung 15 km zu weit nördlich allein gelassen.

Ich checkte meinen Benzinvorrat und die Distanz bis Nouadhibou, das Risiko ohne Tanken weiter zu fahren und meine Erwartungen bei Misserfolg. 

 

 

Ich entschloss mich für weiter fahren gen Nouadhibou. Erst mal nur nach Norden nach Bou Lanour. Es begann nun meine Rallye Paris - Dakkar. Egal ob auf Track oder ohne. Es kommen so viele Spuren hier durch die Wüste und man weiß nicht wo sie enden. So war es besser nur meine Richtung. Es war interessant und machte Spaß. Kurz vor der Dunkelheit war ich in der Nähe von Bou Lanour. Fand aber den kleinen Ort nicht. Maß noch die Koordinaten aus der Karte und ließ mich auf dieser nieder. Als es dunkel war sah ich hinter der nächsten Düne Licht - Bou Lanour. Aber ich blieb wo ich war.

Die Wüste selbst die ich durchfuhr war zum großen Teil sehr eben. Gut befahrbarer und fester Sandboden. Immer wieder ging es mal über eine kleine Hügelkette, die steiniger wurde oder an Dünen vorbei. Über diese drüber traute ich mich nicht. Ab und zu kam mal eine Fläche mit einigen Grasbüscheln, an denen sich der Sand auffing. Dort wurde es holprig. 

Ich war neugierig, ob ich jemanden treffe. Ich habe niemanden getroffen. Eine Kamelkarawane in der Ferne sah ich. Aber mehr war nicht. In diesem riesigen Areal war ich wohl so die einzige Menschenseele. Und wenn was passiert? Es darf halt nichts passieren. Und wenn doch. Der nächste und offensichtlich mehr befahrene Track war anfangs ca. 20 bis 30 km westlich. Später weiter nördlich dann weiter entfernt. Aber da war dann in max. 60 km die Eisenbahnlinie. Wenn man also nicht vor Duseligkeit einen Crash in einer einsamen Wüste mit Überschlag macht, keine unüberwindbaren Entfernungen für gesunde Beine.

 

 

Mit dem Sonnenaufgang war ich bereits am nächsten Morgen in der Spur. Meine primären Gedanken galten dem Tankinhalt. Nun Bou Lanour war wie erwartet nicht die erhoffte Erlösung. Einige Häuser und so galt es Nouadhibou ohne Zwischentanken zu erreichen. Strenger Westkurs bis zu Bucht von Nouadhibou. Die Route war diesmal nicht so einfach. Die Hügelketten und Dünen wurden nun ständig im 90°-Winkel gequert. Es wurde steiniger und entsprechend gedrosselt das Tempo, was mich sorgenvoll auf die Tankanzeige schauen ließ, die immer mehr gen Null strebte. Und dann war Fini im Tank, aber die Sorge war bereits gewichen, denn bis Nouadhibou waren es keine 90 km mehr. Der Reservekanister wird wohl gerade reichen bzw. der Fußmarsch zu Tankstelle nicht all zu lang. Wie erwartet kam ich auf den westlich liegenden Track und der führte mich dann nach Nouadhibou. Aber einige Probleme hatte ich schon noch. Zweimal bin ich dann auf dem Track so festgefahren, daß nach Freischaufeln der Jeep aufsaß und gar nichts mehr ging. Aber der gewisse Schutzengel schickt jeweils nach kurzer Zeit zugkräftige Helfer herbei, die mich am Seil heraus zogen. Erleichtert erreichte ich Nouadhibou und die erste Tankstelle war mir. Noch 2 Liter waren im Tank.

 

 

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