Sahara zwischen Nema -

Die Sahara hat mich erreicht. Die Sonne brennt so hart wie noch nie erlebt. Der mittägliche Fahrtwind brennt auf dem Arm als ob er aus dem Backofen kommt. Mit geschlossenem Fenster ist es angenehmer als mit offenem. Das kälteste was hier in der Gegend präsent ist - ist der Mensch selbst.

Ich bin zeitig los. Nach der gestrigen Erfahrung wollte ich so weit es geht der Hitze ausweichen. In Nema tauschte ich Geld. Es klappte diesmal auch problemlos. Dabei konnte ich sehen wie die Geldscheine, die oft nur wie Lappen sind, repariert werden. Mit Klebeband ist normal und die bekommt man laufend. Hier sah ich, daß es ein Klammeraffe auch tun kann. Erst dachte ich der Bankangestellte klammert sie nur zusammen für die Entsorgung. Nein nach der mühevollen Arbeit schob er ihn über den Schaltertisch.

Von Nema führt in Ost-West-Richtung die Straße nach Nouakchott an den Atlantik. Die einzige richtige Straße in Mauretanien. Sonst gibt es nur Tracks. Die Landschaft wurde immer offener. Die Hitze lässt nicht mehr zu. Sand weht es über die Straße und es ist trüb sieht man in die Ferne. Aber es ist ein anderer Dunst. Der Wind trägt den Wüstenstaub mit sich und die Weitsicht wird unscharf. Die morgendliche Frische weicht langsam der täglichen Hitze und es ist für mich Europäer hochsommerlich heiß. Aber noch ist das Thermometer nicht auf seinem Tageshöchstwert. Ich habe dann mal Mittags gemessen - 51,5 °. Um diese Mittagszeit suchte ich mir bei Zeiten eine schattige Bleibe. In Ayoum de Atrous kaufte ich in einem kleinen Laden frisches Wasser und eine Cola. Diese Gelegenheit nutzte ich gleich und fragte, ob ich hier eine Weile Rast machen könne. Es war möglich und bekam sogar meinen Teppich. Die Chefin lag ebenfalls bequem auf ihrer Matte und nur wenn ein Kunde kam ließ sie von ihr ab. Außerdem schien ihr Sohn oder Enkel ihr zur Hand zu gehen. Und für die ganz simplen Arbeiten hat sie noch einen Sklaven. Ja ihr hört richtig - Sklave. Die Sklaverei war in Mauretanien bis 1980 noch ganz legal. Dies ist für uns vollkommen unvorstellbar. Mehr oder weniger ist sie auch heute noch normal im Tagesleben. Manche der Sklaven sollen sogar noch nicht mal wissen, daß die Sklaverei abgeschafft ist und sie eigentlich frei sind. Aber es ist bestimmt eine andere Sklaverei als wir sie und vorstellen. Der junge Bursche wurde zwar für die harten Arbeiten heran gezogen, lag aber genauso sich erholend im Laden wie die anderen. Nur nicht auf einem Teppich sondern auf irgendwelchen prallen Säcken. Dort blieb ich reichlich drei Stunden, ehe ich mich um 3 wieder aufraffte.

Im nächsten Ort Tanken und Zollkontrolle. Mir schien schon wieder durch die Hitze alles zu viel zu werden. Beim Tanken mußte ich den Zapfhahn halten, da der Tankwart das Benzin mit einer Kurbel pumpen mußte. Es dauerte lange und ich sah flehentlich auf die Anzeige, daß ich endlich den Hahn los habe und in den Schatten kommen konnte. So bin ich auch anschließend nicht gleich auf die Piste sondern wiederholte meine mittägliche Pause mit dem gleichen Erfolg. Abmatten. Die Umstehenden im Laden lachten. Aber es tat gut. Später bekam ich dann noch einen Eisbeutel - das war Erfrischung pur.

Eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit fuhr ich weiter. Für kurze Zeit versperrten einige Felsen die Sicht. Aber bald bot sich wieder das gleiche Bild - weites, flaches, offenes, sandiges Land. Am frühen Abend erreichte ich Kiffa. Suchte das einzige Hotel und war froh wieder Ruhe zu haben. Aber selbst zur Ruhe kam ich nicht und so wurde es nach Mitternacht. Morgen will ich noch früher raus. Irgendwie muss man diese Hitze doch in den Griff bekommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kiffa und Die Erfahrungen der letzten zwei Tage ließen mich heute schon vor Sonnenaufgang in die Spur gehen. Wollte auch bei Zeiten in Nouakchott sein und mich auf der Botschaft informieren. Aber es kam dann alles ganz anders wie man sich alles vorgestellt hat und die ersten 200 km Straße waren dermaßen jämmerlich, daß ich zur Mittagszeit gerade mal die Hälfte der Etappe geschafft habe. Der Zustand des Fahrbahnbelages, der er eigentlich nicht mehr war, bestand aus weit mehr als 50 % und bis zu 50 cm tiefen Schlaglöchern. Bankett ausgespült, auf dem man zum Teil noch fahren kann. Aber an manchen Stellen hört es abrupt vollkommen auf. So suchte man sich eine neue Piste neben der Straße. Und von denen gab es viele. Einfach war es für mich, wenn ich den Vorgänger noch sah. Aber wenn  nicht, dann war es nicht so einfach. Habe mich so dann auch verfahren und das GPS mußte nun wieder ran, um die Nähe der Straße zu halten.

 

Nur mit GPS war der Weg noch zu finden.

In Aleg mußte ich so wieder meine mittäglich Pause einlegen. Suchte  mir diesmal ein Restaurant. Nicht wie wir es kennen - es ist nur ein Zeltdach am Straßenrand mit Teppichen ausgelegt und bereit liegenden Matten, von denen ich mich auch auf eine lümmelte. Es war schwierig das Essen zu bestellen. Keine Speisekarte und ich kein Französisch. Schließlich einigten wir uns auf das gemeinsam verstandene - Kuskus und Schaf. Das geschlachtete Schaf hing unter dem Zelt schon bereit und als ich es zwischen den Zähnen hatte, beschaute ich mir es noch mal.

Ich weiß jetzt wo der Ausdruck - nur Haut und Knochen - herkommt. Eigentlich hingen wirklich nur Kochen vor mir. Dazwischen etwas Fleisch. Aber nichts drunter oder drauf. Aber ich bin so wie so kein großer und anspruchsvoller Esser. Und in dieser Hitze auf jeden Fall auch nicht.

 

 

Kamelparkplatz

 

 

 

 

Nouakchott

Nach 4 Stunden Pause und Warten auf angenehmere Temperaturen fuhr ich weiter. Waren nur noch 100 km und dann sehe ich vielleicht das erste mal die richtige Sahara. Kam durch Boutilimit und dann wurde sandig. Sand wehte über die Asphaltdecke und weit vor dem Horizont wurde die Sicht trüb. Die Dünen drängen auf die Straße und Räumfahrzeuge versuchen dies ein zu schränken. Erinnerungen an Sossusvlei  kamen auf. Der rote Sand unter der untergehenden Sonne. Nur nicht so riesig und gewaltig wie in Namibia. Aber immer wieder, in den Tälern zwischen den Dünen, dort wo scheinbar im Jahr einmal Wasser fließt, kleine Dörfer. 

Bald wurde es dunkel. Und zu nächtlicher Zeit erreichte ich Nouakchott. Zur Hotelsuche hatte ich keine Lust und Morgen früh bei Zeiten ist keiner da, den ich nach den weiteren Weg fragen könnte. Und so fuhr ich gleich weiter gen Norden und parkte 20 km später in wüstlicher Gegend für das Nachtlager im Jeep. 

Und Morgen kommt mein Trip - Allein in der Sahara.

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